Das Mimöschen EL861
Nach vielleicht fünf, sechs, grandios fehlgeschlagenen Versuchen, wollte erst einmal das „Wesen“ dieser Pentode erkundet werden. Irgendwie funktioniert sie anders als andere… Zusammenfassend folgende Erkenntnisse:
Die Wechselwirkung von Anode- zu Schirmgitterspannung (und umgekehrt) ist bei dieser LL-Pentode doch sehr ausgeprägt. „Dreht“ man auch nur ein kleines bisschen an der Anodenspannung, hat das deutliche Auswirkung am Schirmgitter. Daraufhin „dreht“ man natürlich an der Schirmgitterspannung, was sich wiederum auf die Anodenspannung auswirkt. Lustig, nicht?
Ja, dieses Verhalten gibt’s bei „normalen“ Pentoden auch – aber bei weitem nicht in dieser Ausprägung. Wenn Sie auf diese Zickereien keine Lust haben, bleibt Ihnen nur die Pentode als Triode zu beschalten.
Generell gelten die Grenzwerte… Na, als Grenze eben. Maximal bis zur Grenze, danach lauert der Abgrund. Besser, man kommt erst gar nicht in die Nähe davon. Was aber nicht heisst, dass man das Röhrchen zur Langeweile zwingt.
Nur allzu leicht lässt sich dabei auch das Schirmgitter dazu überreden, die Funktion einer Anode zu übernehmen, was natürlich „nicht ganz richtig“ (also grundfalsch) ist.
Die Quintessenz
Die Musik macht in diesem Fall das Schirmgitter. Es muss sich hier ein Schirmgitterstrom von rund 3mA einstellen! Eher etwas (!) weniger als zuviel.
Dies wird wirklich erst dann erreicht, wenn bei der EL861 die Schirmgitterspannung etwa 40V niedriger ist, als die Anodenspannung. Diese hat sich in diesem Fall auf ca. 180V einzustellen. Dabei fliesst ein Ruhestrom von 15mA. Auch hier gilt: Eher etwas (!) weniger, als zuviel.
Die Faustformel (etwa 50% vom „empfohlenen“ Ra-Wert des Datenblattes) erweist sich doch als richtig – wenn man das Datenblatt richtig interpretiert. Und da bin ich sehenden Auges in eine böse Falle gelatscht. Was die EL861 betrifft, so ist der Datenblatt-Bereich „Vorverstärker“ dein bester Freund.
Und so lande ich nach empirischem Bauteileschubsen bei einem Anodenwiderstand von 10,3kΩ (Sie haben richtig gelesen) und 50kΩ am Schirmgitter bei 150Ω an der Kathode.
Achtung:
Weil ich zum EL84-Preamp einige Fragen zum „fehlenden“ Glättungskondensator am Schirmgitter bekommen habe: So wie hier das Schirmgitter beschaltet ist, darf keinesfalls ein Glättungs- bzw. Siebkondensator direkt an’s Schirmgitter angeflanscht werden.
Derartiges findet man übrigens recht häufig. Trotz der Häufigkeit bleibt es aber grundfalsch, was sich auch mit einem Oszilloskop beweisen lässt.
Überhaupt das Oszilloskop: Ohne Oskar (und Signalgenerator) geht es schon fast nicht. Ob der Arbeitspunkt stimmt oder nicht, lässt sich gut am Rechteck erkennen.
Der Sidekick ECC82
Bedingt durch die ursprünglich sehr hohe Vor-Verstärkung der ECC82 produzierte die Pentode eben auch „gewaltiges“: Maximal wurde am Ausgang über 20V bei 250mV Input gemessen. Das ist doch ein bisschen sehr viel zu heftig…
Die EL861 kann nicht nur hoch verstärken, sie ist auch sehr leicht anzusteuern. Sonst wäre sie als Vorverstärker auch nicht geeignet.
Bei der ECC82 musste also viel Dampf aus dem Kessel genommen werden. Lange Rede, kurzer Sinn: Statt 15-fach, verstärkt die ECC82 nunmehr rund ein Drittel davon.
Die Bezeichnung „Sidekick“ darf man also wörtlich nehmen. Ähnlich wie bei Asterix, der ohne Obelix auch nicht so richtig klarkommt. Was ist ein Don Quixote ohne Sancho Pansa? Miss Marple ohne Mr Stringer? Die Biene Maja ohne Willi?
Gegen Ende Februar 2025 musste das EL861-Projekt ein „paar Tage“ pausieren.
Grober Feinschliff
Der EL861-Vorverstärker bekommt nun noch einen Abschwächer (Spannungsteiler) am Ausgang nachgeschaltet. Dieser reduziert den Ausgangspegel um nahezu die Hälfte. Bei der Dimensionierung des Abschwächers ist noch zu berücksichtigen, dass sich der Ausgangskondensator schnell zu entladen hat (Richtwert: innerhalb von 5 Sekunden). Wahlweise steht natürlich der „unkastrierte“ Ausgangspegel zur Verfügung – für schwierige „Fälle“ sozusagen.
Wie auch schon beim EL84-Preamp erfuhren die etwas vorwitzigen oberen Mitten und Höhen noch einen kleinen „Ordnungsruf“. Das war’s.
Etwas umfangreicher waren die Nacharbeiten an den Transmitter-Monos. Ursprünglich arbeitete dort im Eingangsbereich eine halbe, hochverstärkende, ECC83. Für einen, als Endstufe ausgewiesenen Röhrenverstärker nicht unbedingt ideal. Mit einer leicht geänderten Beschaltung werkelt da nun eine ECC82. Ferner wurde noch ein Pegelsteller eingebaut…
Das funktioniert ganz wunderbar – sehr deutlich sehr viel besser als mit der ECC83. Nun liegt es am Vorverstärker, wie hoch die Drehzahl der Transmitter gejagt wird.
Ergebnis
Es ist mittlerweile Mitte April 2025. Die Kombi EL861-Vorverstärker und Transmitter-Monos sind mittlerweile ausgiebig getestet worden. War der EL84-Preamp eher ein kleiner „Frechdachs“, geht dieser Vorverstärker mit den NF-Signalen doch etwas „höflicher“ um. Was aber nicht heisst, dass dieser Vorverstärker langweilig klingt.
Nach meinem Dafürhalten haben die Transmitter ihren Partner gefunden.
Kleine Hinweise noch: Der Kanalwahlschalter stammt diesmal von Alps. Ein kerniger Metall-Drehschalter. Dazu passend Bedienknöpfe aus Aluminium. Röhrenfassungen: Micalex Belton. In diesen Fassungen sitzen die Röhren richtig fest. Schaltungstechnisch gibt’s nur eine Besonderheit – Stichwort: Stufenmasse. Alles andere ohne Schischi, Glanz- und Glitzereffekte.