Dieser, vom Gebrauchtmarkt stammende, Verstärker „Röhrensklave“ trudelt mit einer seltsam anmutenden Fehlermeldung hier ein. Sinngemäß: „Sehr Höhenbetont. Schwacher Körper, also die Sache mit den Tiefen und die unteren Mitten. Verzerrt zudem. Ausser Lautstärkepoti alles noch Original. Bitte einmal nachschauen“.
Der „Röhrensklave“ ist generell ein ungewöhnlicher Röhrenverstärker: Der Name an sich und dann eben das Gehäuse (quasi ein Pyramidenstumpf, was ihn aber auch unverwechselbar macht). Die Verarbeitungsqualität des Gehäuses ist erste Sahne.
Oben trohnen Trafo-Schnittbandkerne. Diese sollen gegenüber normale Trafos bzw. Übertrager ganz hervorragende Eigenschaften aufweisen. Nun gut, das wird sich zeigen müssen.
Ansonsten – abgesehen vom optischen Reizen (vergoldete Trafohauben) und Show (magische Augen als „Austeuerungsanzeige“) – war’s das auch schon. Angesteuert werden die Endröhren (5881) dieses Gegentakters mit nur einer Doppeltriode (ECC83). Auch das: Ugewöhnlich.
Zeit für ein akustisches Pröbchen: Tja, hätte ich einen Subwoofer – ich hätte ihn angeschlossen… Die „Zerre“ erinnert allerdings an einem „Overdrive„-Soundeffekt. Auch scheint es mir so, dass der Lautstärkeregler nicht astrein arbeitet.
„Röhrensklave“ – Made in Germany
Made in Germany in jeder Hinsicht. Baujahr vermutlich aus der Anfangszeit des „Röhrensklave“ – inklusive „Zeitgeistiges“, so wie man sich (vor allem in Deutschland) dachte einen HiFi-Röhrenverstärker aufbauen zu müssen. Rückblickend war’s schon eine wilde Zeit…
Röhrentechnisch hatte sich der Entwickler seine Sporen im Bereich „Gitarrenverstärker“ verdient. Überhaupt war dieser Bereich der Audio-Technik wohl eher seine Spielwiese.
Jetzt ist die Gelegenheit, den „Röhrensklave“ mal genauer zu inspizieren. Dazu muss natürlich die, mit veritablen Kratzern versehene Bodenplatte abgeschraubt werden. Etwas verwundert wurden zunächst die fehlenden Lüftungslöcher registriert.
Sklavenherz
Echt jetzt? Ich hege die Vermutung, dass da doch jemand herumgefuhrwerkt hatte. Für den technischen Laien sieht’s gut aus, ja. Für solche Typen wie mich wirkt’s eher befremdlich, vor allem, weil man gerade einen amtlichen Oltimer aus den 1960’ern flott gemacht hatte. Das hier hat kaum noch Ähnlichkeiten mit den wenigen „Bilderkes“, die man im Netz so findet.
Vor allem die Art, wie und vor allem womit verkabelt wurde: Kupferadern, zT. aus’m Baumarkt Abteilung Hauselektrik. Einen amtlichen Ring-Kabelschuh aus der Kraftwerkstechnik… Lustig dagegen der etwas mager dimensionierte Gleichrichter, der mit über 400µF Siebkapazität fertig werden muss. Kurze Spannungsmessung: Direkt nach dem Einschalten zeigt die Anzeige etwa 430V an…