6L6GC vs. KT88
Ein nicht ganz unwichtiges Merkmal der 6L6GC: Sie benötigen eine geringere Heizleistung (6,3V/0,9A) als eine KT88 (6,3V/1,6A) oder KT66 (6,3V/1,3A). Gegenüber der KT88 sparen vier 6L6GC einen Strombedarf von gut 2,8A ein. Das ist – besonders bei derartigen China-Netztrafos – eine Hausnummer und kann der Betriebsspannung zugute kommen, die sich hier – theoretisch – stabiler verhalten sollte.
Denn besonders bei derartigen Röhrenverstärkern knabbern die KT88 doch recht kräftig an der Betriebsspannung. Je höher man den Ruhestrom stellt, damit die KT88 überhaupt mal „in die Pötte“ kommt, desto mehr sackt die Spannung ab. Im gewissen Rahmen normal, aber nicht so wie hier… Letztendlich dümpeln die KT88 bei 430V mit einem Ruhestrom von vielleicht 40mA daher.
Das ist für KT88 untertourig – wie im vierten Gang in eine 30’er-Zone zu juckeln. Okay, wem’s gefällt… Wer aber schon einmal einen gut abgestimmten Röhrenverstärker gehört hat, wird seine Meinung schnell ändern.
Eine 6L6GC ist in allen Belangen wesentlich genügsamer. Theoretisch sollten hier 35mA bis maximal 45mA Ruhestrom ausreichen, um vielleicht 30 – 35 Watt (Sinus) zu erzielen. Bei kalkulierten 440V sollte die 6L6GC dann auch schnurren wie ein Kätzchen.
Nun aber zum Cayin A55T. Da wollen wir erst einmal…
Voraussetzungen schaffen
Schaltungsmäßig sind alle Cayin-Gegentaktverstärker ähnlich aufgebaut. Grössere Unterschiede gibt es lediglich ganz vorne bei der 12AX7 (ECC83) bzw. bei der 6SL7. Nur nebenbei: Die 6SL7 und die ECC83 sind verwandt, genauso wie die 6SN7GT mit ECC82. Also nur verwandt, nicht gleich. Witzigerweise sind sie aber bei Spark bzw. Cayin identisch beschaltet…
Ein Schaltungsprinzip für alles. Das muss ja nicht nachteilig sein, im Gegenteil – das hat man „früher“ auch schon gemacht. Da hat man den Kunden aber auch keinen Sand in die Augen gestreut… Besonders aber für so Typen wie mich ein unschätzbarer Vorteil: Kennt man einen Verstärker, kennt man alle und irgendwann weiss man, in welchen Ecken man fegen muss… darf… sollte…
Die Beschaltung der 12AX7 musste also (mal wieder) geändert werden. Statt Pentode werden diesmal die beiden Triodensysteme der 12AX7 (vulgo ECC83) parallel geschaltet. Der restlichen Punkte der „To-do“-Liste ist typisches Cayin- bzw. Spark-„Business as usual“ und relativ schnell abgearbeitet (wie gesagt – mit der Zeit kennt man sich). Dieser „Umbau“ zieht natürlich eine andere Gegenkopplung nach sich…
Fun-Facts: In diesem A55T war der BIAS-Schaltkreis nach Schaltplanvorgabe. Dafür war die Umschaltmimik für den Trioden-/Ultralinearmodus „ungewöhnlich“. Macht aber nix, das wird ja eh ausser Funktion gesetzt.