Machen statt labern
Jetzt heisst es erst einmal: Drei neue, einigermaßen passende, Siebelkos suchen, damit wenigstens die Endstufen-Optik wieder stimmig wird. Solche, die man einlöten kann und eine Spannungsfestigkeit über 500V aufweisen. Dazu mit »etwas« weniger Kapazität, denn die ursprünglich verbauten Kapazitäten sind wirklich – Röhrenendstufe hin oder her – ein »ganz klein wenig« übertrieben.
Netzteilplatine ausbauen. Dazu müssen erst einmal die Kavenzmänner ausgelötet werden. Angesichts der riesigen Menge an Lötzinn musste der 100W-Bräter ‘ran. Nach dem Entfernen der (auch noch) verklebten Kavenzmänner sind diese mal kurz durchgemessen worden.
Nur bei einem der noch verbliebenen zwei Kavenzmänner ware die Sache ziemlich eindeutig: Relativ »gesund«. Die anderen Beiden (also auch der neue Elko) produzierten mit unterschiedlichen Messgeräten eben auch unterschiedliche Ergebnisse. Und genau diesen Beiden waren die zusätzlichen Elkos parallel geschaltet. Da kommen Fragen auf…
Platine grob gereinigt, überflüssigen Lötzinn abgeschlagen (Grobmotorisch, aber effektiv), nochmals gesäubert und neu bestückt. Die neuen Elkotürmchen kommen nur mit einem Durchmesser von rund 35mm daher. Dicker geht’s mit einer sinnvollen Kapazität eben nicht. Die nun deutlich sichtbare Platine wird daher noch etwas »geschminkt«, damit’s nicht ganz so verunglückt aussieht.
Jetzt noch einen Entladewiderstand (!) und eine zusätzliche Folienkapazität eingelötet – fertig. Ordentlich schutzgeerdet und betriebsbereit neu verkabelt.
Der erste Test
Zunächst Schmelzsicherungen geprüft: Scheinbar wohl original 4A Mittelträge für Primär. Aber auch für Sekundär? Wat soll dat dann? Ja, nach dem Einschalten wollten schlagartig über 1000µF geladen werden (Der Drosselwiderstand zählt nicht) – da fliessen schon Ströme… Aber doch nicht so hoch, dass eine 4A-Sicherung nötig gewesen wäre… Neue Sicherung nunmehr: 800mA träge sekundär.
Netzteiltest: Im Leerlauf waren rund 470V Leerlaufspannung zu messen. So sollte es auch sein.
Verstärkerplatinen
Bis auf die umgefrickelte Ruhestromregelung fanden sich kaum nennenswerte »Schweinereien«, so dass man es kurz machen kann. Cinchbuchsen isoliert einbauen, den Kabelverhau entfernen und sich dann »peu a peu« vorarbeiten.
Und jetzt kommt’s: Nach der Platinenwäsche zufällig entdeckt, dass die Doppeltriode für den Phase-Splitter (ECC82) nur zur Hälfte beheizt (statt 6,3V an den Anschlüssen 4, 5 und 9, nur 4 und 9) wurde. Ein kleiner Layout-Fehler (auf beiden Platinen) mit »grosser« Wirkung. Denn, nur eine der aufgespaltenen Phasen wurde schlussendlich an den Lautsprechern weitergereicht. Zu dem akustischem Ergebnis braucht man nicht viel Phantasie.
Da keimte so etwas wie Verständnis für die ganze Frickelei auf. Da wurde an Krankheitssymptomen herumgedoktert (und hat es verschlimmert), deren Ursachen aber dort lagen, wo es keiner vermuten würde. Okay, was tut der pfiffige Bastler nun? Klar, Drahtbrücke von Anschluss 4 nach 5 »einbauen«.
Dann fanden sich, je Platine, ebenfalls zwei Kondensatoren (diesmal Folie, MKT), die – nach meinen Unterlagen – auch überflüssig waren. Diese waren nämlich den »eigentlichen« Koppelkondensatoren parallel geschaltet. Raus damit. Die »restlichen« MKTs werden durch MKPs ersetzt.
Der »Symmetrierregler« zum peniblen Abgleich auf gleiche Amplitudenhöhe der aufgespaltenen Phasen entfällt. Nett gemeint, aber es geht auch ganz gut ohne. Ausserdem wird damit eine mögliche »Fehlerquelle« beseitigt: Wenn es nämlich irgendwo etwas zu drehen gibt, dann wird auch daran herumgedreht. Ein Naturgesetz.
Letzte »Anpassung« sind die Kathoden- und Schirmgitterwiderstände. Letztere nunmehr Kohleschicht. Sollten die abrauchen, dann ist was im Busch – was im übrigen schon mal der Fall gewesen sein muss. Denn drei von vier Schirmgitterwiderstände sind bereits ersetzt worden. Ursprünglich waren 3W-Zementbunker (Draht) verbaut. Leute, wenn so ein Zementbunker schon Rauchzeichen von sich gibt…
Der Kathodenwiderstand ist nun ein (unpolitischer) grüner Drahtwiderstand mit der netten Eigenschaft, dass er zu 95% zuverlässig durchbrennt, wenn’s zuviel wird. Zwei »Sollbruchstellen« also, pro Röhre.