Klangkiller

Was hat es an Klangkiller nicht schon alles gegeben. Oder Maßnahmen zum gesteigerten Wohlklang. Hinterher hat sich noch immer herausgestellt, dass das alles nur viel Geld und die Realität gekillt hatte.

Manchmal ist so ein Hype über Jahre nicht auszurotten. Kabelgedöns, zum Beispiel. Das Thema kriegste einfach nicht weg. Holger Barske hatte vor einiger Zeit »schnöde« Stromstrippen im DIY-Verfahren vorgestellt. Nicht unbedingt schön, aber in jeder Hinsicht funktionell und vor allem sicher.

Nicht entmagnitisierte Polycarbonat-Scheiben (vulgo CD) sollen ja auch der Klangkiller schlechthin sein. Die schwarz angemalten CD-Ränder – obwohl als April-Scherz längst entlarvt – geistern als Wohlklang-Climax immer noch durch die Gegend.

Genau die gleichen Leute achten beim Einkauf auch auf Joghurt mit linksdrehenden Aminosäuren – nicht wissend, das die sich immer links herum drehen.

Genauso wie Klangschälchen und anderes Zeugs aus der Ecke »isoptonische Quantenheuler«.

Noch mehr Klangkiller

Kleinsignal-Pentoden waren lange Zeit ja auch als Klangkiller verrufen. Seitdem aber immer mehr Bastler feststellen, dass eine moderat arbeitende Pentode mehr bringt, als ausgequetschte Trioden, taugt dieses Feindbild nicht mehr.

Und das SRPP doch wohl nicht so der Weisheit letzter Schluss ist, wird man spätestens dann feststellen, wenn die Schaltung Geräusche macht, die sie nicht machen sollte.

Da muss also ein neues Feindbild her.

Mit dem Kathodenfolger bzw. Anodenbasisschaltung jagt man nun die nächste Sau durch’s virtuelle Dorf. Der Kathodenfolger – eine von den Drei bekannten Röhren-Grundschaltungen.

Sie verstärkt nicht (oder kaum), eignet sich aber prima, besonders Endröhren niederohmig anzusteuern. Was sich ja auch positiv bemerkbar machen kann. Trotzdem wurde er nun in Bausch und Bogen zum Klangkiller erklärt…

Anstatt – so wie früher, wo ja alles besser war – hochohmig die Phono-Vorstufe mit dem Verstärker zu verbinden, sorgt ein richtiger Kathodenfolger für Niederohmigkeit und es wäre dann auch möglich, verdrilltes Klingeldraht als Verbindungsstrippe zu nutzen.

Oder man setzt eine entsprechend beschaltete Kleinsignal-Pentode ein.

Kopf meets Tischplatte

Ich schüttel da mit Sicherheit – ob dieses Neo-Klangkillers – nicht alleine den Kopf. Gerüchteweise soll es auch zu akuten Lachanfällen gekommen sein.

Natürlich kann man eine Schaltung so verhunzen, dass sie dann eben zum Klangkiller wird. Das funktioniert nicht nur beim Kathodenfolger. Da braucht man nur einen 500,- Euro Röhrenverstärker einschalten – das ganze Ding ist ein einziger Klangkiller.

Natürlich, wenn ich eh schon eine k2-Schleuder (gradzahlige Oberwellen) wegen des typisch »schmelzigem Röhrenklangs« [sic!] fahre und dann noch einen nicht optimierten Kathodenfolger einsetze, dann brauche ich mich wegen des muffigen Klangs nicht zu wundern.

Denn dazu neigt ein Kathodenfolger nämlich, wenn man da etwas »dran dreht«. Und genau deswegen sitzt so etwas ja auch vor Endröhren, die vorzugsweise ungradzahlige Oberwellen an Bord haben, oder wo die Vorstufentrioden schon bis zum Kotzen ausgefahren werden: Man erhält damit ein »ausgewogeneres« Klangbild.

Aber, man kennt das ja. Wenn es nicht »die Merkel« sein kann (weil wirklich viel zu weit hergeholt), dann muss was Neues her. Warum nicht gleich Chemtrails, 5G-Netz, Covid-19 oder die Illuminati für miserablen Klang verantwortlich machen?

Ernsthaft:

Ein schmelzig klingender Röhrenverstärker ist mehr Klangkiller, als ein simpler Kathodenfolger. Bin mal gespannt, wann der Zwischenübertrager (Interstage Transformer) für alles (klangliche) Elend dieser Welt verantwortlich gemacht wird (weil wegen k3).

Achja, Mister Broskie von TubeCad hat sich mit dem Harmonic Restorer auch schon beschäftigt. Zuviel k3? Dann hilft Broskie’s k2-Generator. Muss man mal erwähnt haben.

Ach ne, ist ja ein Kathodenfolger-Klangkiller.
Es mehren sich übrigens immer mehr Stimmen, die es natürlich immer schon gewusst haben, die einen Kathodenfolger herauszuhören glauben.

Klangkiller – !!!!11!!!elf!!!


PS: Ich hatte es vergessen. ‘Tschuldigung.
Was ist aber, wenn es diesen Klangkiller gar nicht gibt, der Zuhörer aber auf Gekilltes steht?
Aaargh… Ein fürchterlicher Gedanke…

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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