Getextetes aus der Welt der Röhrenverstärker

Über Röhrenverstärker – Röhren überhaupt – sind schon so viele Worte aneinander gereiht worden, die dann schlussendlich, mehr oder minder sinnvolle, oft auch aufgeblähte, Sätze ergeben haben. Sowohl als existentes, griffiges, Print (das ist das Medium, was Man(n) auch dort lesen kann, wo Man(n) gerne alleine ist) als auch in digitalisierter, nicht-existenter, Form (also Online-Angebot).

Sendepause?

Letzteres z.B. von Casten Bussler. Scheinbar ist mit seinem Blog „2A3 Maniac“ aber Schicht im Schacht. Für eine einfache Sendepause dauert mir das zu lang, denn in diesem Status befindet sich 2A3 Maniac bereits seit über einem Jahr. Finde ich persönlich ausserordentlich Sch… ade. Wird aber wohl seine Gründe haben. Irgendwie waren wir Brüder. Im Geiste. Für diejenigen, die nicht wissen, was es mit »2A3« auf sich hat: Dat is ’ne Röhre. In genau der gleiche Liga wie die 300B…

Sendepause 2A3

2A3 Maniac Sendepause

Damals (Ach Gott, das war in Juli 2012) wie heute (fast zwei Jahre später) immer noch aktuell, die Typisierung des HiFi-Indianers. Ich erlaube mir mal etwas zu zitieren. Ein paar Passagen nur:

Der Messwertfetischist
…glaubt nur zu hören, was er auch messen kann. Zu seinem wertvollsten Messinstrument – dem Ohr – hat er das wenigste Zutrauen. Sein Oszi, das Multimeter, das Messmikrophon oder die Simulationssoftware sind ihm heilig. „Alter, guck mal hier, die Messung bestätigt genau, was die Simu vorhergesagt hat – voll das TML-Loch bei 120 Hz, die Box hättste gar nicht erst bauen brauchen, das KANN ja gar nicht klingen!“ […]

Der junge Familienvater
…hat es von allen am allerschwersten. Windeln, Babybrei, Kinderbett, Wickeltisch, Kinderwagen, der neue Kombi, in den der Kinderwagen auch hineinpasst… Kinder sind sauteuer. Spätestens jetzt dünkt ihm, dass er sich die nächsten drei Jahre die lang ersehnte neue Phonostufe erst einmal von der Backe putzen kann. […]

Der Konventionelle
…ist sehr durch den Mainstream konditioniert. Eine Hifi-Komponente muss für ihn eine Breite von 43,5 cm haben – wie es sich gehört; alles andere würde ihn nur irritieren. Schließlich ist genau dieser Platz im Wohnzimmerwandschrank dafür vorgesehen. Er kauft aus optischen Gründen alle Geräte vom gleichen Hersteller A, welche er mithilfe der Beipackstrippen verbindet. Außerdem müssen die Geräte übereinander „stapelbar“ sein. Deshalb kann er mit Röhrenverstärkern auch nichts anfangen […]

Der Gigantomane
…wuchtet sich nach dem Motto „Viel hilft viel“ die allerfettesten Monoendstufen in die gute Stube. Die versprochene Nennleistung erinnert eher an die eines Schweißgeräts. Aber er benötigt ja auch einen passenden Treibsatz für seine bis unter die Decke ragenden 6-Wege-Boxen mit linealgeradem Frequenzgang; dank der Glattbügelei haben die ja nur einen Wirkungsgrad von knapp (unter) 80 dB. […]

Der Miesmacher
…hat die Weisheit nicht nur mit Löffeln gefressen, sondern bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Seine Komponenten sind natürlich perfekt kombiniert, wohingegen seiner Ansicht nach Ihre Lautsprecher nicht zu Ihrem Verstärker passen. Und überhaupt ist das elektrische Design Ihres Verstärkers ja recht smart und simpel; er hat sich seinen Verstärker selbstverständlich nur mit den besten Bauteilen selbst aufgebaut. […]

Der Musiker
…hat ein bisweilen zwiespältiges bis nicht existentes Verhältnis zum Thema Hifi. Ihn interessiert eher der Overdrive seines röhrenbestückten Gitarrenverstärkers, also das gewollte Verzerrungsverhalten bei Übersteuerung. […]

Und zuletzt – quasi als Vollzitat – nun das (habe ich schon unterschrieben)

Der Hifi-Redakteur
…ist eigentlich eine ganz arme Sau. Klar, er bekommt regelmäßig die Top-of-the-line Produkte verschiedenster Hersteller zur Verfügung gestellt und kann zunächst staunen (oder auch nicht), was denn klanglich so geht, wo womöglich das Ende der klanglichen Fahnenstange ist, wo der klangliche Hammer hängt. ABER: Er muss dann über das Gerät schreiben. Und zwar muss er sich mehr oder weniger positiv äußern. Und immer wieder neue Superlative aus der verbalen Trickkiste zaubern. Und dabei glaubwürdig bleiben. Und abwechslungsreiche Artikel schreiben. Und interessante Infos liefern, die auch den Tatsachen entsprechen. Und, und, und… Und er darf das Produkt natürlich nicht verreißen – denn dann kündigt der Hersteller womöglich seine geschaltete Werbung. Der Hifi-Redakteur kann den Test des Geräts eines Werbenden womöglich nicht einmal verweigern. Ich bewundere daher die wenigen Herren RedaKteure, denen es gelingt, mit vermeintlich behender Leichtigkeit kurzweilige, informative und glaubwürdige Artikel zu schreiben.

Wer es komplett und ungekürzt haben will, darf selber klicken & lesen:

2A3 Maniac: Über das Musikhoren

2A3 Maniac: Noch mehr über das Musikhören

Zum Schluss etwas ernsthaftes:

Eine Orgel kann aber Frequenzen bis 16 Hz wiedergeben, ein Klavier Frequenzen bis immerhin 25 Hz. Vorausgesetzt, diese Frequenzen befinden sich überhaupt auf dem Tonträger, so werden diese vom Lautsprecher allenfalls sehr leise wiedergegeben. Die meisten Lautsprecher verlassen im Bass zwischen 35 und 60 Hz den „Pfad der Tugend“, sprich: Die Frequenzgangkurve macht den Adler. Trotzdem „hört“ der Mensch einen 25 Hz-Ton, indem das Gehirn aus den Obertönen (z.B. der 1. Harmonischen bei 50 Hz usw.) das 25 Hz-Signal rekonstruiert. […]

Der vollständige Text befindet sich ebenfalls auf 2A3 Maniac. Nämlich hier: 2A3 Maniac: Psychoakustik

Manche Websites / Blogs sind gnadenlos. Gut.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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