Röhrenverstärker “tunen”…

… kann Spass machen. Kann. Muss aber nicht. Die Laune wird zum Beispiel schon dann versaut, wenn dem zugeschickten Verstärker kein Begleitbrief mit Kontaktdaten beiliegt. Also, ich meine mindestens Telefonnummer, E-Mail Adresse und zwei, drei Sätze, was ich an dem Verstärker überhaupt machen soll.

Ok, bei den üblichen »Verdächtigen« weiss ich das. Nicht aber, wenn der Röhrenverstärker quasi eine Premiere ist und ich mich erst in den Verstärker einarbeiten muss.

Auch ganz hübsch, wenn zwar ein Begleitbrief (o. Rücksendeadresse) beiliegt, aber das Paket mitsamt Paketaufkleber »etwas« Regendurchnässt hier ankommt. Regen (also Wasser) und Paketaufkleber sind Dinge, die sich genauso gut vertragen, wie Halbleiter und Wärme. Kurz und gut: Paketaufkleber ist irgendwie unleserlich geworden. Ich weiss nicht wohin damit. Mit dem Röhrenverstärker, nicht mit dem Paketaufkleber.

Also, ich habe zwei Verstärker hier stehen.
Der Eine ist ein deutscher Yaqin-MC10 Verstärker mit 4x 12AX7 als Vorstufenröhren. Nicht weiter tragisch. Da hatte ich zumindest eine E-Mail Adresse. Aber ich habe den Eindruck, der Verstärker wird nicht wirklich vermisst. Bis auf die Verpackung ist das ja ein netter EL34-Gegentakter. Also, der Besitzer möge sich bitte bei mir melden.
Erledigt. 😉

Der andere Verstärker ist ein Audio Innovations 500, dessen Innovation mich dazu verleitet hat, den Verstärker nicht mehr weiter anzufassen und den ich persönlich, mitsamt Röhren (ohne Typenbeschriftung), achtkantig in die Tonne werfen würde. Ja, ich habe geflucht über den MC-10. Ich habe auch über den Remus geflucht. Und wie. Hier fluche ich nicht mehr. Nach sechs Schrauben und dem Begutachten des Innenlebens… Nicht nur, das man studiert haben muss, um diesen Mist wieder zusammenzusetzen, auch die komplette Elektronik hat mit der Zeit, irgendwie arg gelitten. Und was an den billigen Lautstärkepotis (umgewandelte Trimmpotis mit offenliegender Schleiferbahn) Innovativ sein soll (Widerstandsbahn: 470 Kiloohm) sein soll, begreife ich nicht. Dazu angegraute Metalloxyd-Widerstände, aufgeblähte Elkos und – Achtung! – durchgängig MKT-Kondensatoren von Anno-Schnuf. Und das mal an diesem Verstärker herumgefuhrwerkt wurde. Lassen wir das also mal besser sein.

Jap. Gez isset soweit.
Zum ersten Mal weigere ich mich, einen Verstärker zu reparieren. Vom »tunen« mal ganz zu schweigen. Mein Urteil: Wirtschaftlicher Totalschaden. Das lohnt sich nur, wenn jemand einsam ist, nichts anderes zu tun hat, mit dem Lötkolben und Schraubendreher umzugehen weiss sowie über einen reichhaltigen Elektronik-Kram verfügt.

Ich bin aber nicht einsam.
Und habe vor allem etwas anderes zu tun. Zum Bleistift einen Eintakter mit PL519 in Monoblock-Ausführung. Oder einen schicken Phono-Vorverstärker mit ‘ne P-Röhre. Oder…

Also, der Besitzer des Audio Innovation 500 möge sich bitte melden. Das Paket in der Garage wartet auf Rücksendung.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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