Dieter Ennemoser

hre Verbitterung über dieses Unternehmen ist nicht zu überhören. Haben Sie sich deshalb etwas zurückgezogen? Sie müssen zugeben, es ist ruhig geworden um Dieter Ennemoser und um C37.

Ennemoser: Ich gebe zu, dass diese menschliche Enttäuschung doch Spuren hinterlassen hat und konnte gerade noch rechtzeitig die Notbremse ziehen, bevor man mich und mein Produkt als Scharlatanerie bezeichnet. Nun denn, die jetzige Ruhe ist gewollt. Meine Forschungen kann ich nun in Ruhe fortführen und mich dem Klang widmen.

Ich möchte noch betonen, dass die C37-Theorie keine Marketingidee ist, um irgendein Produkt zu verkaufen. Dazu fehlt mir schlichtweg die Intelligenz. Marketing liegt mir nicht. Ich habe meine Existenz riskiert und viel persönlichen Verzicht geübt, um meine Leidenschaft zur Lebensaufgabe zu machen. Das ist kein Marketing sondern Realität.

Ich schaue nun nach vorne und freue mich auf weitere Entdeckungen, besonders auf solche, für die man mich verrückt erklärt.

Wie kam es überhaupt zu C37?

Ennemoser: Das liegt schon eine Weile zurück. In den späten Sechzigern, als ich auf der Jagd nach dem bestmöglichen Klang war, ärgerte mich jeder noch so kleine Fehler der Schallplatten-Wiedergabe. Ich ärgerte mich solange, dass ich Tagträume von einem Chip bekam, auf dem alles fehlerlos gespeichert wäre.

Zu jener Zeit, als HiFi (oder was man dafür hielt) in voller Blüte stand, hörte ich sehr gerne »The Boxer« von Simon & Garfunkel . Das klang wirklich gut über meine selbstgebauten Cabasse Brigantin. Als mich mein Freund Dr. Oswald Neuner in den frühen Achtzigern besuchte und wir mit einem der ersten CD-Playern dieses Stück von Simon & Garfunkel hörten, folgte die Ernüchterung auf dem Fuße: es war das Gegenteil von dem, was ich mir naiverweise in meiner technischen Phantasie erträumte: hart, scharf, dünn und blass. Es klang körperlos und war einfach »antigeil«.

Dieses Erlebnis war quasi die Initialzündung für C37. Und das ich mit meinem Eindruck nicht falsch lag, beweisen ja auch Hörerlebnisse von anderen HiFi-Enthusiasten aus dieser Ära.

Also hat C37 nur etwas kaschiert?

Ennemoser: Nein, C37 hat geholfen (und hilft immer noch) den guten Klang aus der Übertragungskette herauszuholen. Wäre die Übertragungskette perfekt, gäbe es kein C37.

Beschäftigen Sie sich nur mit HiFi?

Ennemoser: Nein. Gott sei Dank nicht. Es sind die Geigen, die mich beschäftigen und auf die ich mich konzentriere. Deswegen war ich ja schon einmal im Gefängnis.

Man kommt wegen Geigenbau ins Gefängnis?

Ennemoser: Ich wurde ohne Richter verurteilt, weil ich als freischaffender Künstler Geigen baue, obwohl es mir die Gesetze erlauben. Wie dem auch sei. Ich habe die Zeit genutzt, um im Gefängnis das Manuskript zu meinem Buch »Das Maß des Klanges« zu schreiben. Zeit genug hatte ich da ja. Aber diese Zeit hat geholfen, meine Gedanken in die richtige Richtung zu bringen.

Anderes Thema, andere Baustelle. Welche Musik hören Sie?

Ennemoser: Natürlich die alten Meister wie Mozart oder Beethoven. Damals gehörten noch die Beatles, Stones und Kinks dazu. Gegen postmoderne Klassiker wie z.B. Pink Floyds »Dark Side of the Moon« wehre ich mich nicht.

Und womit hören Sie?

Ennemoser: Man darf natürlich davon ausgehen das meine Übertragungskette entsprechend behandelt (neudeutsch getuned) ist. Also, die Schallplatten werden bei mir mit einem Tonarm Thorens TG125 und dem Tonabnehmer EMT XSD15 abgespielt. Als Verstärker leistet mir ein Dual CV5670 gute Dienste (wobei ich sagen muss, dass dieser Verstärker nicht mehr als getuned bezeichnet werden kann).

Als Lautsprecher habe ich einen 40cm Bronzechassis mit Holzmembran und einen HEIL AMT im Einsatz. Dazu einen 80cm Tief-Mitteltöner Tyranno (übrigens eine von mir entwickelte Membrangeometrie) mit Holz-Hochtonhorn Piezo. Beide Lautsprecher sind Zweiwegekonstruktionen mit Übergang von 2500Hz bis 3000Hz. Wer das nicht glauben will, ist herzlich eingeladen, sich das selbst anzuhören. Besucher sind immer willkommen.

Natürlich wäre ein »point-source« wünscheswert, aber 2-Wege mit 3000Hz geht deswegen noch gut, weil über 2500Hz in der Summe auch die Zischlaute liegen und dieses »s« und »sch« auch nicht gleichzeitig oder gleichortig mit den restlichen Tönen produziert werden. Unser Gehör hat hier eine gewisse Toleranz entwickelt.

Zu Schluss noch Ihre Meinung zur HiFi-Szene.

Ennemoser: HiFi-Szene? Das war einmal. Früher, als wir beim Fünf-Uhr-Tanztee noch den neuesten Bands lauschten (natürlich über einen Echolette Röhrenverstärker). Oder beim basteln in der Nacht bei einem Bier und einigen Zigaretten neben dem Schaltplan. Und dann in der Früh das Testhörenmit brennend roten Augen. All’ das diente der Schärfung der Sinne. Das war HiFi und es war ein Erlebnis. Heute? Auswendiglernen der Bestenliste, Intoleranz und Humorlosigkeit. Lieber bei Frihu abgeraucht als eingeraucht.

Herr Ennemoser, ich bedanke mich für das Gespräch und hoffe noch weiter von Ihnen zu hören.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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