Diese A880’er Röhrenverstärker (Monoblöcke) sind Second-Hand und zudem ausgewiesenes Asia-Import. Cayin steht zwar drauf, aber es wird kein Zweifel daran gelassen, wer’s gemacht hatte: Spark. Die Monos stammen übrigens aus der Pre-RoHS Ära. Bezogen auf diese A880-Röhrenverstärker scheint Import bzw. Export aber so eine ganz spezielle Geschichte gewesen zu sein…
Bestückt sind diese Röhrenverstärker mit je drei Vorstufenröhren und vier Endröhren vom Typ 6550. Keine Frage, je zwei Endröhren sind parallel geschaltet. Diese Ensemble soll dann etwa 75W in Ultralinear auf die Waage bringen.
Ja, Spark hatte es eine zeitlang mit 6550. Aber das waren Wingend-C 6550-A, die dann oft hart am Limit betrieben wurde. Irgendwann gab es keine 6550A-Röhren mehr und man flanschten einfache 6550 als Ersatz in die Röhrensockel. Das hatte natürlich Folgen…
Eine simple Spanungsmessung ergab, dass es für die 6550 hier etwas „ungesund“ wird. Und erst recht, wenn die Röhren in Ultralinear gefahren werden. Und da sind wir schon beim Thema…
Ultralinear a la Spark
Auch bei diesen A880 finden sich mal wieder dieser (verfluchte) Umschalter, um die Endröhren vom Triodenmodus (Standard) in den Ultralinearmodus zu ballern. Cayin- oder Spark-typisch aber mit ein paar Tricksereien, um die Röhren nicht sofort zu killen, wenn im laufenden Betrieb und unter Volllast (Pegelsteller gibt’s nicht) der Hebel umgelegt wird.
Das hat Cayin-Spark nämlich „clever“ gemacht: Wird nämlich vom Triodenmodus auf Ultralinear geschaltet, wird der Verstärkereingang des A880 kurzzeitig auf Stumm geschaltet, bevor der eigentliche Umschaltprozess am Schirmgitter stattfindet. Zumindest theoretisch – ob das in der Praxis zuverlässig funktionierte, weiss ich nicht.
Und, ebenfalls typisch, findet sich ein fest verdrahteter „Sicherheitswiderstand“ der die Anode mit dem Schirmgitter verbindet. Im Triodenmodus geschaltet, wird dieser einfach nur gebrückt. Im Ultralinearbetrieb ist dagegen immer ein „bisschen“ Triodenmodus. Lupenreines Ultralinear kann man das nicht gerade nennen.
Röhrenschaltung
Die eigentliche Röhrenschaltung des A880 geht prinzipiell in Ordnung. Vorne eine 12AX7 (ECC83), deren Triodensysteme parallel geschaltet sind. Also – Halleluja – keine SRPP. Dann folgt der Phase-Splitter mit 12AU7 (ECC82) und danach ein Impedanzwandler (6CG7), um die KT88 niederohmig anzusteuern. Soweit alles gut. Oder?
Der 12AX7 konnte man allerdings beim Laufen die Schuhe besohlen. Hier sind „nur“ zwei Verstärkerstufen, um die Endröhren richtig anzutreiben. Die dritte Verstärkerstufe (Impedanzwandler) verstärkt ja nicht. Da muss also schon von Anfang an ordentlich was angeliefert werden. Die 12AX7 könnte in dieser Schalte mehr…
Wie üblich finden sich kleine Ungereimtheiten bei der Beschaltung der 6550 bzw. KT88. Ist mittlerweile Standard. Das zwei 6550 / KT88 parallel beschaltet wurden, ist dabei auch nicht so richtig „gewürdigt“ worden (was auch Spuren hinterlassen hat)…
Apropos würdigen: Die Ruhestromregler im A880 verdienen Beachtung. Das sind 2W-Mehrgangsregler vom HiTech-Bauteilhersteller Bourns. Alles andere als billig… Trotz Mehrgang (man muss normalerweise mehrere Umdrehungen tätigen, bevor sich etwas tut), sensibel reagierend.
Am Hochspannungsnetzteil habe ich übrigens nichts zu meckern. Die Siebung ist für einen 80W-Röhrenverstärker (Mono) vollkommen ausreichend.
Experimentell war dagegen die Beschaltung des Phase-Splitters. Die Long Tail Pair konnte man zwar erkennen, aber warum man sie mutwillig „anders“ konstruieren musste, ist ein Rätsel.
Damit die Endröhren auch wirklich ruhig bleiben (Spannungspotential Kathode – Heizfaden, Uf/k), hat man sich des Holzhammers bedient: Statt mit Widerständen die Heizspannung zu symmetrieren, hat man die Heizspannung einseitig brutal auf Schaltungsmasse gelegt.
A880 angefüttert
Eingangsseitig können die Monoblöcke wahlweise über XLR oder RCA (Cinch) gefüttert werden. Schick.
Nur passt die Beschaltung der 12AX7 nicht zu XLR. Aber, was nicht passt, wird passend gemacht. Deshalb gibt es eine kleine 08/15-Halbleiterschaltung, die das symmetrische XLR-Signal auf „normale“ RCA (Cinch) Signalführung anpasst. Quasi ein Symmetrie-Asymmetrie-Wandler.
Kinners, tut dat Not? Das hätte man doch wesentlich eleganter lösen können… Derartige Röhrenschaltungen gibt es doch nicht erst seit gestern…
Und – ich mag das einfach nicht – es gibt (wie erwähnt) keinen Pegelsteller. Die Mono-Endstufen laufen von Start weg unter Volldampf. Nichts, was regulierend eingreifen könnte. Besonders beim Ableich der Ruheströme…