Dynavox VR80

Etwas mehr Benutzerfreundlichkeit…

…täte den VR80 auch ganz gut! Die Regler zur Ruhestromeinstellung werden deshalb ersetzt und leicht zugänglich angebracht. Also kein „porkeln“ in abgrundtiefe Löcher und kein blindes herumstochern damit der Kreuzschlitz überhaupt „packt“. Die standardmäßig verbauten Regler verstellen sich recht schnell, wenn jemand in Gegenwart der Verstärker nur laut hustet.

gluehende_anodenbleche Und dann kann es, typisch Murphy, auch dazu kommen, dass eine oder mehrere EL34 „rote Backen“ bekommt, d.h. eine oder mehrere Endröhren bekommen glühenden Anodenbleche – und das ist wirklich nicht gesund. Übrigens: Ein glühendes Anodenblech muss man nicht immer sofort sehen. Der Defekt-Effekt ist dann schleichend! Sieht man ein glühendes Anodenblech aber bei Tageslicht, dann ist es eh zu spät und der Warpkern-Bruch steht in drei Sekunden bevor.

Der oftmals als „ultimativ“ deklarierte „Profi-Tipp“ Supra-Fast oder Ultra-Schnelle Netzteil-Dioden einzusetzen (bei gleicher Belastbarkeit übrigens) ist – nun, machen wir es kurz: Kokolores!

Kennen Sie den Film aus der Röhren-Hochzeit „Denn sie wissen nicht, was sie tun!“? Wer so etwas macht, rennt auch mit Klangschälchen durch die Gegend.

Die komplette Netzteilsektion erfährt daher ein kräftiges upgrade. Der standardmäßig eingesetzte Folienkondensator bringt hier, bei solchen „dicken“ Elko-Kapazitäten gar nichts. Er wird durch einen „dicken“ MKP ersetzt und macht den Kapazitätsgiganten im Netzteil dann ordentlich „Dampf“ und den Verstärker damit (salopp ausgedrückt) „schneller“.

Ein komplett neuer Röhrensatz gehört zum Pflichtprogramm. Die EL34 werden auf 30mA Ruhestrom eingestellt (es geht zwar noch etwas mehr, erkauft sich die Mehrleistung aber mit etwas höherem Klirrgrad). Mit diesem Standard-Customize kann man eigentlich ganz gut leben.

Es geht aber noch besser…

Tuning: HighEnd für VR80

Meines Wissens ist der Dynavox VR80 der einzigste (Das ist übrigens grammatikalisch vollkommen richtig. Aus hiesiger Sicht- und Sprechweise) Verstärker, der geradezu prädestiniert ist, neue Trafos zu implantieren ohne das die Optik leidet. Erst mit neuem Netztrafo und Übertrager wird die Geschichte perfekt und man kann dann tatsächlich von High-End reden. Dynavox steht dann allerdings nur noch drauf – ist es allerdings nicht mehr.

vr80_tuning

Die Sache mit dem Eisen ist allerdings so einfach nicht! Voraussetzung ist, dass man hier auf ein absolut streuarmes Eisen setzt. Vakuumtränkung ist Pflicht. Damit ist dann auch eine Anordnung möglich, die man eigentlich so nicht machen sollte. Aber es geht tatsächlich genau so – der Netztrafo strahlt in keinster Weise in den Übertrager hinein. Allerdings befindet sich die Drossel in „gefährlicher“ Nähe zum Netztrafo, so dass die Drossel „umpositioniert“ werden muss.

Sind diese „Schlosserarbeiten“ (es ist wirklich nichts anderes) abgeschlossen und ist alles neu verkabelt worden, dann darf man hingehen und sich erneut mit der eigentlichen Röhrenschaltung „beschäftigen“! Die Gegenkopplung (z.B.) muss ein ganzes Stück wieder korrigiert werden.

Bereits mit einem komplett neuen Netzteil (also ohne Übertragertausch) steht die Versorgungsspannung, auch bei maximaler Lautstärke, wie ein Fels in der Brandung und lässt sich auch nicht von 20 Hertz beeindrucken. Selbst bei moderater Lautstärke ist das hörbar. Wer’s nicht glaubt, soll es ausprobieren.

Aber – was nützt ein gutes Netzteil und die beste Röhrenschaltung der Welt, wenn das schwächste Glied, nämlich der Übertrager, nichts damit anzufangen weiss? Also sollte auch ein anderer Übertrager eingesetzt werden.

Ich setze hier übrigens auf einen nicht ganz preiswerten M102B-Übertrager, der ein spezielles (hierzulande aber unübliches) Übertragerblech aufweist. Die Bandbreite unter Messbedingungen geht bis 100kHz (-3dB).

VR80: Nicht Kling, sondern Klang!

Nach diesen Maßnahmen…

… kennt man die VR80-Monos nicht mehr wieder!

Eine Wahnsinnsdynamik und eine Spielfreude, die man bei dem Standard-Customize zwar schon erkennen konnte, aber ich es so nicht für möglich gehalten hatte.

Hatte man vorher das Gefühl, dass der Verstärker vorher eher gemächlich daher kam und das Klanggeschehen nicht so recht in die Puschen kommen wollte, geht es nun – wenn man will – mit brachialer Gewalt zur Sache. Der Bass hat selbst bei einem Frank Fischer Kontur (und das will was heissen) ohne die Höhen und Mitten zu unterdrücken! Wer sich die 1812 Overtüre bei etwa 50 Watt (etwas Reserve sollte man bei diesem Stück schon vorhalten) antun will – bitte. Nur sollte dann doch besser vorher die unmittelbare Nachbarschaft vorgewarnt werden!

Nach dem Tuning stecken in dem (verchromten) Chassis dann echte 70 HiFi-Watt (Sinus) pro Monoblock.

Ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht…

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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