Monos mit 6C33

Mit diesen Mono-Blöcken beame ich mich in die Nuller-Jahre zurück. Wegen der 6C33. Mein herzallerliebstes Warzenschwein. Da sind sie wieder, die Bilder, als ich mich an der 6C33 versuchte. Mit allen Fehlern, die man bei einer 6C33 überhaupt machen kann. Lehrgeld.

Seitdem mache ich, wenn’s geht, gerne einen Bogen um diese Triode. Man kann da einfach zuviel »nicht-ganz-richtig« machen. Nochmal: Wer meint, irgendeinen Schaltplan nachbauen zu wollen, der nach »kleines Geld« aussieht, wird »grosses Lehrgeld« bezahlen.

Mit der Milleniums-typischen Vollverchromung landen nun Second Hand 6C33 Monos auf die Werkbank. Zur Durchsicht. Besitzer ist an und für sich zufrieden, deshalb »Tuning« nur unter Vorbehalt. Die 6C33 sind (natürlich) schon ausgewechselt. Statisch »ausgemessen« und weisen vor allem auch das (neue) Ulyanovsk-Firmenlogo (Herstellungsjahr der Röhren 1979) auf.

se-6c33-mono

Soweit alles Tutti.
Von wegen.

Mono-tonie

Die Durchsicht ist auch deshalb erforderlich, weil ein Monoblock mit der Zeit (!) heisser wird, als der andere Mono. Also heisser, als heiss!

In diesem speziellen Fall ein akutes Warnsignal. Klopft Gevatter Tod an’s 6C33-Glas, dann macht sich das an weglaufenden Ruheströmen bemerkbar. Nicht galoppmäßig, wie man es zB. von einer EL34 kennt, sondern schleichend. Und zuviel Ruhestrom produziert eben auch zuviel Wärme.

Ein erster Test bestätigte die Vermutung. Statt bei (konservativen) 160mA zu verharren, wie beim »intakten« Monoblock, musste der andere Block nach 15 Minuten ausgeschaltet werden. So lange hat’s nämlich gedauert, um bei nunmehr über 200mA (Tendenz weiter steigend) zu konstatieren: 6C33 kaputt. Eindeutig.

Das war auch mit dem Ruhestromregler nicht mehr auszugleichen. Mit etwa -80V stand dieser schon am Anschlag. Eigentlich, theoretisch, sollte das auch reichen… Die Röhren können zwar nicht wirklich schlafen gelegt werden – trotzdem…

Und nun die Frage aller Fragen: Wo kann man denn noch eine MIG »plündern«, um an »echte« 6C33 zu kommen? Auch die Morlock Motors in der Eifel haben so etwas »nicht da«.

Durchsicht-iges

Die Art, wie diese Single-Ended Monos aufgebaut wurden – und vor allem mit welchen Bauteilen – ist konsequent gegen den Strich gebürstet. Und das nicht wegen den Bauteilen von einer russischen Militär-Resterampe…

Im Verstärkerzug finden sich nämlich nicht die alles-Selig-machenden Metallwiderstände, sondern Kohle. Direkt an den Röhrenfassungen angelötet. Auf Anhieb ist mir dieser Röhrenverstärker sympathisch.

6c33-1a

Auch die zweitausen MüEff Siebkapazität für den 6C33-Netzteilzug geht völlig in Ordnung. Dazu zwei Netztrafos pro Mono. Einer nur für die 6C33, der Andere für den Rest.

Da verzeihe ich auch die – »zufällig« im »defekten« Monoblock befindlichen – 6C33-Kathodenwiderstände (2 Stück parallel) aus Metall. In dem anderen Mono dagegen war Kohle verbaut. Und: Die Metall-Dinger haben sich bereits verfärbt…

Schnell ist die Schaltung aufgedröselt. Etwas Milleniums-Zeitgeist: Vorne sitzt eine SRPP. Und das führt mich direkt zu der Heizung. Ergebnis: Eine »hochgelegte« Gleichspannungsheizung für die gesamte Vorstufe.

Die 6C33 wird – »nur nebenbei« – ebenfalls mit hochgelegter Gleichspannung beheizt. Das ist allerdings eine Glaubenfrage. Es gibt die allgemeine Empfehlung, es tunlichst bei Wechselspannung zu belassen… Die hier verwendeten Siebkondensatoren wecken allerdings meinen Argwohn. Die stammen garantiert aus einer Pre-Millenium Dekade (genauso wie andere Bauteile auch)…

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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