Romulus, Remus & Kalypso

24. September 2015 Update

Ab hier folgt ein ganz grosses update – allein aus dem Grund, weil es viel zu technisch wurde. Das machte es für den technischen Laien schwierig und einige konnten gar nicht mehr folgen. Also, ab jetzt wird es wieder allgemein verständlich. Etwas »Technik-Sprech« kann jedoch nicht vermieden werden.

Die Schaltung der ECC83-Vorstufe wird geringfügig angepasst. Vor allem wird mit »Gridstoppern« gearbeitet. Als »Gridstopper« werden Widerstände bezeichnet, die in die signalführende Leitung »eingebaut« werden. Diese verhindern, dass die Röhre anfängt hochfrequent zu schwingen.

Die ECC82-Phasenumkehr wird auf die Standardschaltung »Long Tailed Pair« umgerüstet. Bei dieser Schaltungsvarinate wird auf ein Koppelkondensator von Vorstufe auf Phasenumkehr verzichtet.

Als nächstes folgt eine ECC82-Treiberstufe, die für eine richtige Ansteuerung der KT90 bzw. KT88 unabdingbar ist. Eine Röhre wie zB. KT88 ist zwar leicht anzusteuern, brauchen dennoch einen »kräftigen Tritt« ins Steuergitter, damit die KT88 auch Leistung erzeugen können.

Die Beschaltung der Endröhren wird auf Pentoden- bzw. Tetrodenmodus geändert. Das Steuergitter bekommt einen »Gridstopper«. Damit sind wir einem Quad II nun wesentlich näher als die ursprüngliche Schaltungs… – hrm – …krücke. Ich kann es nicht anders bezeichnen, denn die ursprüngliche Schaltung vereinte drei unterschiedliche Schaltungskonzepte, die zwar ähnlich aussehen, aber nicht so funktionieren und schon gar nicht als Einheit.

Die symmetrische Gegenkopplung von Endröhren auf Treiber und Phasenumkehr wird vollständig gekappt. Die Beschaltung für die Ruhestromregelung wird komplett umgebaut. Die Bauteile für das Netzteil mussten komplett ersetzt werden. Da war nichts mehr brauchbar.

Schwierigkeiten: 1.) man muss mit den Gegebenheiten zurechtkommen, 2.) die Leiterbahnen lösen sich nur allzugerne vom Trägermaterial ab (besonders da, wo es zuvor sehr heiss wurde) und 3.) erweist sich das alte Lötzinn eher als zähflüssiger Kleber, der nur mit etwas Mühe zu entfernen ist.

Ein grosses Problem ist dabei die Platine und der 1990’er-Zeitgeist.
In den 1990’er Jahren (bis weit in die Zweitausender hinein) orientierte man sich beim Platinenlayout an die mittlerweile etablierte Halbleiter- bzw. Digitaltechnik. Die Kupferbahnen waren sehr dünn, schmal und lösten sich bei übermäßiger Wärme vom Trägermaterial ab. Die Löcher, durch die man die Anschlussdrähte der Bauteile stecken musste sowie deren Lötaugen wurden »gerade passend« gestaltet. Auch die Bestückung war vom »kalten Halbleitersinn« geprägt: Alle Bauteile lagen direkt auf Platine. Widerstände, die warm werden, konnten so nicht richtig ihre Verlustwärme abführen und bildeten somit einen Hot-Spot. Freiverdrahtung galt als unprofessionell. Die »neuen« Bauteile (Halbleiter, Metallwiderstände, Ringkerntrafos ) verführten zudem allzu leicht zu Schaltungen, die nicht zur Röhrentechnik passen. Ausserdem wusste man es eh’ besser als zB. die Leute von McIntosh, Quad, Audio Research, Fender, VOX oder Marshall.

Nach einigen, doch sehr langwierigen Versuchen und diversen Anpassungen, »steht« die Schaltung. Testsignale laufen bis zum Steuergitter der Endröhre ohne Beanstandung durch. Jetzt wird es interessant…

remus-mod1

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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