211 Class-A1 / A2

Siebdrossel

Soll im Netzteilzug der Endröhre eine Siebdrossel verwendet werden, dann ist dieses Bauteil auch der Schwachpunkt. Da man keine allzugrossen Siebkapazitäten benötigt, ist man geneigt, davon zu wenig einzusetzen.

Daraus resultiert dann natürlich eine höhere Rest-Wechselspannung (Brummspannung), die der Gleichspannung überlagert ist. Das kann dazu führen, dass die Drossel in die Sättigung getrieben wird. Besonders bei »kostenoptimierten« Röhrenverstärkern ist die Gefahr sehr hoch. Das funktioniert manchmal gerade eben so…

Übliche Siebdrosseln sollten in die 0V-Leitung (aka Schaltungsmasse) eingeschleift werden. Eine »richtige« 1000V-Drossel wird man selten bis gar nicht finden. Ja, ich weiss, dass man das in vielen Schaltplänen oft bis immer anders vorfindet. Ausnahme: Bei Verwendung einer Spannungsverdopplung geht’s scheinbar nicht anders.

Ach ja, die Kondensatoren: Optimal wären entsprechend spannungsfeste Folienkondensatoren. Ölkondis wären zwar noch besser geeignet, diese Dinger in kompakt zu finden ist aber so eine Sache… Weniger gut sind Elkos – daran führt aber oft kein Weg vorbei. Aber, wenn schon Elkos, dann das Beste vom Besten. Am allerbesten gute LOW-ESR Kondis.

»Nebensächliches«

Werden derartige Trioden in Class-A oder Class-A1 gefahren, dann sollten auch laute Lautsprecher zur Verfügung stehen. Ab 94dB (1W/1m) geht’s los. Je mehr dB, desto besser. Bei Class-A2 dürfen auch »normale«, aber kräftige Zweiwegeriche mitspielen.

Die offerierte Ausgangsleistung (besonders Fernost-Kisten) sollte man nicht auf die Goldwaage legen. Generell gilt: Anodenverlustleistung der Triode dividiert durch vier. Da ist Ende im Gelände bei Class-A(1). Davon vielleicht 65% bis 70% – das ist HiFi-tauglich. Alles andere ist nur sadistische Wattquetsche.

Gute Bauteile – gutes Ergebnis.
Ganz einfach. Gilt besonders für’s Netzteil. Mit »gut« meine ich nicht irgendwelches Zeugs aus einer »Edel-Boutique« oder vom Schamannen-Diskount, sondern wofür es zugelassen ist bzw. wofür der Hersteller seinen Segen gegeben hat. Ganz »normale« Industrieware, also. Kann zu dem »Edel-Bauteil« kein Datenblatt mitgeliefert werden (und das ist zu 100% der Fall), dann vergessen Sie diese Zauberprodukte einfach. Wirklich, Sie tun sich damit selber einen Gefallen.

Das betrifft auch Widerstände. Ich setze nicht ohne Grund auf (gute) Kohle-Widerstände. Wenn Ihnen jemand erählen will, dass so etwas rauscht »wie Hulle«, lassen Sie ihn erzählen. Wer Widerstände rauschen hört, der weiss auch wie Wolken schmecken (freundliche Leihgabe von Hölderlin). Oder die Dinger sind kaputt…

Ohne Messgeräte, die auch für die jeweilige Spannungen zugelassen sind (!), geht es nicht. Die Anschaffung eines regelbaren Trenntrafos sollte man ernsthaft in Erwägung ziehen. Knistert oder raucht es bei 100 Volt, dann gehört nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, was bei 1000V passieren würde… Jeder macht einmal einen Fehler, nicht wahr?

Ein Wort noch zu den sagenumworbenen russischen PIOs (Papier in Öl Kondensatoren): Das ist oft ausgemusterte Militärware. Und nicht ohne Grund ausgemustert…

Generell gilt: Die gesamte Schaltung hält man schlicht und ergreifend schlank. Kein Gedöns, keine Show, kein Schickimicki.

Darunter fällt aber nicht ein analoges Messinstrument, um die Ruheströme kontrollieren zu können. Bei Class-A2 müsste sogar noch ein Umschalter her, um die Ströme auch an der Treiberröhre ablesen zu können…

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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