805-Röhrenverstärker “Transmitter”

Die Transmitter. Jetzt aber. Wie das bei Röhrenverstäker mit 805-Trioden so grob funktioniert, ist hier schon beleuchtet worden. Bis auf Details entsprechen die Transmitter die schon vorgestellte Shishido-Schaltung. Es hat allerdings schon etwas Zeit gekostet, um das herauszufinden. Es sind gerade diese Details die diese Monos dann »nur« als eine Reminiszenz an Shishido werden lassen. Dessen muss man sich im Klaren sein.

Die Transmitter-Monos also. Riesige Strassenkreuzer sind das. So wie’s aussieht, so auch die Haptik: Gut 25Kg pro Mono. Das Gewicht kommt nicht von ungefähr: Netztrafo und Übertrager sind beachtliche Blechpakete.

Dazu das »dicke«, antimagnetische, Stahlblech-Gehäuse welches an Zeiten erinnert, wo es die Berufsbezeichnung »Metall-Dieb« noch nicht gab. Die Alu-Applikationen lassen diese Kisten noch wuchtiger erscheinen. Frontseitig ein Zeigerinstrument als Ruhestrom-Indikator, Netzschalter und eine Kontroll-LED. Hinten Cinchbuchse, Netzanschluss und massive Polklemmen für die Lautsprecher. Vorgesehen für 4, 8 oder 16 Ohm Schallwandler. Obenauf ein Regler für Ruhestrom und ein Entbrummer (Hum-Pot).

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Röhrenbestückung von hinten nach vorne: ECC83 (12AX7 – Vorstufe / Impedanzwandler), 6L6GC (Treiber bzw. Mini-Eintakter) und vorne das Triebwerk 805. Womit geklärt wäre, wer hier die Hauptrolle spielt.

Transmitter Schein…

Die »offiziellen« Daten: 50 Watt (bei 2V Input), Klirr (THD) unter 0,3% (bei 1W), Signal- Rauschabstand (SNR) 96dB. Frequenzgang 10Hz bis 30kHz. Hier ist nun ein Rücksturz in die Realität angebracht: Vieles davon sind »Prospektdaten«. Das Watt ist »spitz« gerechnet. Der SNR-Wert dagegen überhaupt nicht von dieser Welt. Entweder Zahlendreher oder Drogen. Ein Wavac HE-805 – streng nach Shishido – bringt es »nur« auf 80dB und 45W.

In der o.g. Einführung ist auf Shishido und seine Philosophie hingewiesen worden. Eine weitere Shishido-Philosophie war, dass es auf das erste Watt ankommt. Shishido hin oder her, praktisch fährt man an richtigen Lautsprechern keine 5 Watt aus. Schon gar nicht, wenn die Lautsprecher bei 2 Watt NPO-Großalarm auslösen (NPO = Nachbarn, Polizei, Ordnungsamt). Um Headroom braucht man sich also keine Gedanken machen.

»Made in Germay«, meinte der Besitzer noch…

… und Sein

Ja, man hatte viel dafür getan, es auf den ersten Blick so aussehen zu lassen. Kenner dürften allerdings beim 16Ω-Lautsprecheranschluss stutzig werden. Ungewöhnlich für »Made in Germany«. Ungewöhnlich das mitgelieferte »Manual«. Ungewöhnlich auch die unsichtbaren Lüftungslöcher. Prinzip »geschlossene Kiste«. Mit einer 805? Oha…!

Dann das Innere… Erst einmal eine gepflegte »Horst Schimanski Gedächtnisvokabel«. Wer mit dem Werkstatt-Slang »englischer Aufbau« bzw. Verdrahtung nichts anzufangen weiss… Hier, bitte.

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Sieht harmlos aus – davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Ja, es gibt Schlimmeres. Preisfrage aber: Wie wollte man damit einen SNR von 96dB erreicht haben?

Recherche. Nützt ja nix. Das Herauszeichnen des Schaltplans endete nach kurzer Zeit in eine »So-in-etwa-Skizze«. Das Ergebnis der Recherche nun stark gekürzt.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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