Röhrenverstärker Steampunk-Style

Steampunk – mir fällt nix anderes ein, womit man diese 300B-Röhrenverstärker (Monoblöcke) umschreiben kann. Auf Wikipedia fand sich der Begriff DIY-Steampunk. Also das Reparieren und Wiederverwerten von alten technischen Dingen. Nichts anderes ist das hier. Oder, in modernem »Neu-Sprech« ausgedrückt: Nachhaltiges Basteln. Irgendwann um die Jahrtausendwende von einem Bastler aufgebaut, immer wieder geändert und irgendwann verkauft.

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Wiederverwertung. Das Chassis nebst den Aufbauten wie 110V-Netztrafo (!), Drossel und (Attention!) den 8µF Öl-Kondensator von Cornell Dubilier sind wohl »Flohmarkt«, bzw. von einem Surplus-Händler (vulgo Resterampe) gekauft. Die Motor-Kondensatoren sowieso. Bis auf den Übertrager: Ein waschechter Patridge-Übertrager – so wie er auch in den L’Audiophile 300B-Verstärkern verwendet wurde. Aber… Egal.

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Nichts gegen Wiederverwertung. Gab’s ja früher auch – hiess dann nur »Ausschlachten« und die dadurch gewonnenen Bauteile oder ganze Baugruppen aufbewahren, bis man sie benötigte. Hat natürlich nur selten funktioniert, weshalb sich da mit der Zeit ordentlich was ansammelte. Entweder war man da irgendwann selber konsequent und hat’s entsorgt, oder andere übernahmen das…

Anstatt den x-ten Artikel über 300B-Röhrenverstärker, läuft das hier diesmal anders. Das Augenmerk liegt diesmal auf das Netzteil bzw. die hierfür eingesetzten Bauteile. Aus diesem Grund steht’s eben in »Röhrentechnik«. Die Verstärkerschaltung an sich ist nebensächlich. Diesbezüglich ist ja auch bereits alles gesagt…

Steampunk-Röhrenschaltung?

Streng genommen ist heute jeder Röhrenverstärker Steampunk. Es liegt an den Bauteilen, wie das dann ausartet. Ich persönlich hab’ da ja auch so eine Marotte entwickelt. Nun denn…

Bis auf die alten Motor-Kondensatoren und den dicken Öltank gab’s am Aufbau nichts zu meckern. Wenn man die Kleberei übersah. Aber sonst? Da steckte Herzblut drin, dass sah man. Das Schaltungsprinzip ist allerdings ein bisschen kompliziert geraten. Eine ganz typische Bastlerkrankheit, die jedem einmal befällt: Aus verschiedenen Schaltungstopologien nimmt man sich das vermeintlich Beste, anstatt es schlicht und einfach zu halten.

Ganz vorne eine EF86-Pentode mit einer (falsch dimensionierten) Anodendrossel als induktiver Arbeitswiderstand. Über einen Koppelkondensator ging es zur 1626 – eine Triode aus die man auch locker 1W herauskitzeln kann. Und von dort aus eben zur 300B.

Wie auch immer: Das Ganze funktionierte an den Altec A7 Lautsprechern (gut 97dB/W/m) eigentlich recht gut. Eigentlich… Richtig zufrieden war aber wohl anders: Der Tiefton erschien etwas dünn und es klang alles irgendwie angestrengt, gepresst.

Nun sollte generell mal überprüft und dabei eine altehrwürdigen Cetron-300B zwischen Glas und Sockel neu verklebt werden. Dass es damit wohl nicht getan war, wurde schnell klar, als die vorab übersandten Photos vom Innenleben gesichtet wurden.

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frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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