Nepper, Schlepper, Bauernfänger

Diesmal standen »monaurale« 300B-Tower zur Disposition. Etwa zur Hälfte vom Neupreis. Offeriert von einer »Dame«, die als gewerblicher Teilnehmer seit 2019 angemeldet war. Standort war Bühlau (Dresden). Der Verkaufstext war ziemlich dürftig. Genauer: Er bestand nur aus einem Satz, gefolgt von Schlagwörtern.

2 Mono-Röhren-Endstufen in sehr gutem Zustand! Douk Audio HiFi 300B

Das Einzelbild zum Angebot kam mir allerdings bekannt vor… Das war gar nicht so lange her… Na dann nutzen wir mal Tante Googles Bildersuche rückwärts. Keine zwei Sekunden später: Sieh’ mal an… Hämisches Grinsen inklusive.

Okay, Baby. Dann lass uns mal ein bisschen spielen.

Die »Dame« angeschrieben und den Preis ein ganzes Stück nach unten gedrückt. Wider Erwarten kam die Antwort sehr schnell. Und wider Erwarten war die »Dame« mit dem von mir genannten Preis einverstanden. Inklusive (sachgerechter) Versand. »Natürlich«, war die Antwort. Die Bankverbindung angefordert, welche dann ebenfalls – wie auf Kommando – schnell übermittelt wurde.

Der ganze Verkaufsdialog geschah übrigens nahezu in Echtzeit. Nanu? Wer hatte es denn da so eilig? Wenn ich mal fünf Sekunden nicht reagierte, kamen sofort Nachfragen. Warum dieser Druck?

Ach ja die Bankverbindung: Die kam als Bildchen. Oha! Die Bank: Irgendwo in Belgien. Na aber Holla die Waldfee. Das riecht nicht mehr, das stinkt… Um etwas Zeit zu gewinnen, der »Dame« mitgeteilt, dass mich eine belgische Bankverbindung doch sehr stutzig macht.

Die Antwort kam prompt. Ihr Mann sei Belgier und bot mir an, ein Bild vom Ausweis zuzuschicken. Das Bildchen kam dann auch recht schnell. Zu schnell, junge »Dame«. Sah schlüssig aus, bis auf die Tatsache, dass der Perso veraltet, aber noch bis 2028 gültig war. Nun legte ich eine kleine Pause ein. Man braucht ja ein paar Sekunden, um den Betrugsversuch zu melden. Prompt kamen Nachfragen: »Hallo…«, »Sind sie noch da?«, »?«….

Ich sagte dann eine Überweisung am nächsten Tag zu. Diesmal brauchte sie etwas länger mit der Antwort. Schlussendlich bat sie mich, ihr Screenshot der getätigten Überweisung zuzuschicken. Na bitte. Ist ja typisch. Und insgeheim hofft ihr wohl, so an meine Bankdaten zu kommen, was? Ich mag ja leicht vertrottelt sein, mit dem Klammerbeutel gepudert bin ich aber nicht.

Da die junge »Dame« mit einem sehr deutschen Allerweltsnamen sich als gewerblicher Teilnehmer angemeldet hatte, bat ich um Ihre Adresse. Kann ja mal sein, dass man reklamieren möchte, nicht war? Ausserdem bat ich um eine Rechnung.

Kurz darauf bekam ich die Adresse. Nette Nebenstrasse mit einem ansprechenden, mehrgeschossigem Häuschen. Und die seriös wirkende Versicherung, dass alles in Ordnung sei und man die Ware gleich »morgen früh« verschicken werde. Ja ne. Is’ klar.

Danach schaltete ich den Computer aus. Feierabend. Am anderen Tag war die Anzeige nicht mehr zu finden. Dafür eine Nachricht vom Portalbetreiber, dass es sich wohl tatsächlich um einen Betrugsversuch handeln könnte. Auch ohne diese Nachricht hätte ich nicht überwiesen.

Die Masche mit dem belgischen Bankkonto ist übrigens nicht neu…
War noch was? Ach ja…

Das Ergebnis der Bildersuche: Das Bild war Teil einer Bilderserie aus einem anderen Angebot. Vom 30.9. dieses Jahres. Verkaufsstandort war Görmin (Nähe Greifswald). Der Verkäufer ein anderer. Der Verkaufspreis allerdings ähnlich niedrig. Der Verkaufstext allerdings identisch.

Das Bild zu den jeweiligen Angeboten. Damit dürfte das Bildchen jetzt verbrannt sein.

Update 1. November 2023: Betrugsversuch von der gleichen Anfängertruppe.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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