Abrissarbeiten
Das gestaltete sich doch langwieriger als gedacht. Die 845’er Modelle habe ich bedeutend schneller ausgeweidet. Also, zunächst alle „Aufbauten» demontieren und die Schrauben und evtl. die Bauteile – alte „Werkstatt-Weisheit» – zunächst aufbewahren! Wer weiss, wer weiss….
Besonders die Verschraubungen der Röhrenfassungen auf der Montageplatte (simples, geschwärztes, Platinenmaterial) waren nicht nur bis zum Anschlag angezogen, sondern auch noch festgefressen. Mit Geduld aber ohne Spucke, dafür mit WD40, ging’s dann.
Die Teerpappe zu entfernen war schon eine Sauerei, ging aber doch recht fix – weil nämlich der Kleber vor Jahren schon die Rente eingereicht haben muss. Eine noch grössere Sauerei waren die zähflüssigen Kleber-Teerrückstände. Das Zeug fand sich überall wieder: An der Montageplatte selber oder an den Holzwangen. Man musste schon gut aufpassen, wo man beim Demontieren hinfasste. Aber… Bremsenreiniger regelte auch das.
Planspiel
Schaltungstechnisch soll sich dieser 300B-Verstärker am abgespeckten WE-91 Modell orientieren. Also Pentode und dann eben die 300B. Good Old-Style. Aus. Fertig. Nur mit welcher Pentode? Wie wäre es denn mal mit ein bisschen Farbe? Mit der roten EF36, beispielsweise.
Die 300B soll in Class-A1 gefahren werden, also mit negativer Vorspannung. Die EF36 muss also nicht „schuften», um die 300B richtig zu bedienen (was sie natürlich auch könnte). Das Signal wird ja auf die negative Vorspannung aufmoduliert. Vorteil: Die EF36 erzeugt somit auch weniger Verzerrungen bzw. Klirr.
Class-A1
Class-A1 hier umzusetzen, ist nun wahrlich kein Hexenwerk. Noch nicht einmal tricksen muss man. Warum Class-A1? Vordergründig nur deshalb, um die Kiste nicht permanent mit Vollgas (Class-A, Self-BIAS) fahren zu lassen, was ja auch relativ viel Strom kostet. Und nicht nur das: Auch der Verschleiss der 300B ist durchaus ein Kostenfaktor. Mit Ruhestromregelung relativiert sich das alles. In diesen Zeiten ja nicht ganz unwichtig.
Class-A1 auch deshalb, weil damit die Verlustwärme – besonders am 300B-Kathodenwiderstand – vermieden wird. Wegen einer kaum vorhandenen richtigen Lüftung auch nicht unwichtig. Die Teerpappe tropfte ja nicht umsonst vor sich hin…
Netzteil für 300B-Verstärker
Die ursprünglich eingesetzte Gleichrichterröhre 5Z3 ist, bis auf die Pinbelegung, identisch mit einer 5U4G bzw. 5T4-ähnlich. Weil die 5T4 aber 1A weniger Heizstrom benötigt (also statt 3A nur 2A), soll sie in diesem 300B-Verstärker arbeiten dürfen.
Als Ladekondensator ist ein 20µF Tube-Cap von Mundorf (mangels Gelegenheit nie verbaut worden) vorgesehen. Ein WIMA DC-Link MKP, beispielsweise, tut’s genauso gut. Danach Drossel und Siebkapazität (etwa 100µF).
Gesagt, getan. Mit gut 570V Gleichspannung im Leerlauf steht da vermeintlich ein bisschen zuviel „Saft» an. Aber… Nicht verrückt machen lassen! Unter Last dürfte sich noch ein Spannungsabfall von mindestens 140V einstellen. Trotzdem ist die Leerlauf-Spannung besonders bei den Kondensatoren zu berücksichtigen!
Übrigens: Nicht ohne Grund sind im Netzteil Metallwiderstände verbaut. Die müssen unter allen Umständen die Stellung halten. Äh, Moment… Jetzt habe ich glatt zwei Arbeitsschritte übersprungen…